Biofeedback - Verhaltenstherapie christian Schuler1. Was ist Biofeedback und wofür wird es eingesetzt?

Mit dem Begriff Biofeedback wird ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren bezeichnet, bei dem körperliche Prozesse, die nicht oder nur ungenau wahrgenommen werden, rückgemeldet und damit bewusst gemacht werden können. Beispielsweise entzieht sich der Blutdruck unserer bewussten Wahrnehmung und auch bestimmte Muskelanspannungen werden oft nur ungenau wahrgenommen. Beim Biofeedback werden die mit technischer Hilfe registrierten physiologischen Prozesse in grafischer oder akustischer Form dargestellt bzw. rückgemeldet.

Damit stellt das Biofeedback gewissermaßen eine technisch ermöglichte Erweiterung unserer Sinnesorgane dar. Ähnlich einer Lupe oder einem Mikroskop ermöglicht es, Dinge schärfer oder überhaupt erst zu sehen. Ziel der Biofeedback-Therapie ist die Wahrnehmung und gezielte Beeinflussung physiologischer Prozesse, die vor allem bei Stressreaktionen eine Rolle spielen. Stress ist physiologisch gesehen eine  Reaktion des Organismus auf mentale (z.B. Kopfrechnen), emotionale (z.B. Ärger oder Angst) und/oder körperliche (z.B. Joggen) Belastungen.

Die Stressreaktion stellt eine biologisch durchaus sinnvolle Anpassungsleistung des Organismus dar.  Sie ermöglicht es überhaupt erst, anfallende Belastungen erfolgreich zu bewältigen und setzt sich aus psychischen und körperlichen Anteilen zusammen. Unter Stress nehmen Wachheit und Aufmerksamkeit zu, es kann sich aber auch ein Gefühl der Anspannung, der Angst oder des Ärgers einstellen. Körperlich kommt es unter anderem zu einem Anstieg der Herzfrequenz (das Herz schlägt schneller und kräftiger) und des Blutdrucks, die Atmung beschleunigt sich. Auch kommt  es zu einer Umverteilung des Blutes mit dem Ziel, eine maximale Blutversorgung der Muskulatur zu gewährleisten (das Blut wird aus den Hauptgefäßen in die Muskeln gepumpt). Außerdem erfolgt eine Anspannung der Muskulatur.  Diese physiologischen Reaktionen stellen ein uraltes biologisches “Programm“ des Menschen dar, das das Überleben in Gefahrensituationen sichern soll.

Der menschliche Organismus ist hierfür mit 2 „Systemen“ ausgestattet.: dem Emergency -und dem Quieting-Reflex (Alarm und Beruhigungsreflex). Nach jeder Anspannung folgt Entspannung. Bei chronischem Stress allerdings läuft der Körper ständig auf Hochtouren und schüttet zu viel Energie aus –  ähnlich einem Autofahrer, der mit seinem Kleinwagen auf der Autobahn ständig 170 kmh fährt. Dadurch beginnt der Körper einerseits langsam zu verschleißen und es können psychosomatische Beschwerden auftreten. Andererseits verkümmert das Beruhigungssystem im Körper- es wird so lange übergangen, bis es sich gar nicht mehr meldet.

Die Rückmeldung physiologischer Prozesse durch Biofeedback führt dazu, dass der/die Behandelte, sich selbst besser kennenlernt und körperliche Zustände  der Angespanntheit  von denen der  Entspanntheit von unterscheiden lernt. Oft genug zeigen die Messwerte, dass Muskeln angespannt sind, der Atem flach geht, die Handflächen schwitzen oder das Herz schnell schlägt, obwohl das dem/der Betroffenen nicht bewusst wird. Durch Biofeedback sind  diese Vorgänge – die wir unter nomalen Umständen nicht  bzw. kaum wahrnehmen können-  beobacht- und somit gezielt beeinflussbar.

2. Wie wird Biofeedback in der Verhaltenstherapie angewendet?

Im Rahmen einer Verhaltenstherapie stellt Biofeedback i.d.R. eine von mehreren Therapiebausteinen bzw. Methoden dar.  Dabei wird zunächst  eines oder mehrere Biosignale ausgewählt, die rückgemeldet werden. Oftmals werden genau jene Körperreaktionen ausgewählt, deren Aktivität mit den Beschwerden dem Patienten in Zusammenhang stehen. Typische Biosignale sind z.B. Hautleitwert, Herzfrequenz, Muskelspannung etc.  In einem zweiten Schritt dienen dann Übungen dazu, die ausgewählten Körperprozesse in Richtung auf  das festgelegte Therapieziel zu verändern, z. B. den Hautleitwert zu senken, die Muskelanspannung zu drosseln oder  das Atemmuster gleichmäßig und ruhig werden zu lassen.  Dadurch soll die systematische und entspannungsfördernde Beeinflussung des rückgemeldeten Biosignals erlernt werden und die somit die Beschwerden des Pat. reduziert werden.

Biofeedback entspricht in der Methode dem Prinzip des aktiven Lernens. Hierbei kann jeder Patient – unterstützt durch den Biofeedback-Therapeuten-  experimentieren, auf welche Weise er das rückgemeldete Biosignal am besten beeinflussen kann. Ziel ist es, eine Strategie zu entwickeln, mit deren Hilfe es dem Patienten gelingt, sich zu entspannen. Der Weg zur Erreichung des Ziels ist dabei nicht vorgegeben. Biofeedback kann z.B. auch  mit Entspannungsverfahren wie dem autogenen Training, Yoga, achtsamkeitsbasierten Methoden oder progressiver Muskelentspannung problemlos kombiniert werden.

Die sofortige Rückmeldung über den Erfolg der eingesetzten Technik erhöht die Motivation, einmal Begonnenes fortzuführen und aus zu bauen. Letztlich geht es darum, die Einflussnahme auf das vegetative Nervensystem auch ohne Hilfsgerät zuverlässig im Alltag anzuwenden, um schwierige  bzw. Stress Situationen besser zu meistern, ohne dabei gesundheitliche Beschwerden zu entwickeln. Durch diesen Einblick in das Innere unseres Körpers entwickeln wir die Fähigkeit,  Wege zu unserer Gesundheit zu verstehen und zu beeinflussen. Durch das Biofeedback besteht die Möglichkeit auf autonome Körperfunktionen willentlich Einfluss zu nehmen.

3. Spezielle Indikationen für Biofeedback

  • Angststörungen
  • Burn-Out
  • Rückenschmerzen
  • Spannungskopfschmerz
  • Schlafstörungen
  • Bluthochdruck

Biofeedback ermöglicht es:

  • Körperfunktionen bewusst wahrzunehmen
  • aktiv zu verändern und
  • Stresssituationen somit besser zu bewältigen